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Michael Schrödl (mitte) und die UGL-Gemeinderäte Mehdi Akbari (links) und Winfried Drost

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Unsere Natur stirbt - Vortrag von Prof. Dr. Michael Schrödl

 

Im Rahmen der Vortragsreihe "Zukunft Grassau" war diesmal Prof. Dr. Schrödl, Biologe und Experte für Artenvielfalt an der Zoologischen Staatssammlung München, zu Gast in Grassau mit seinem Vortrag Unsere Natur stirbt – außer wir tun was!  Mehr als 100 Zuhörer konnte die Unabhängige Grassauer Liste zu ihrer Veranstaltung im Gasthof Sperrer begrüßen.

40.000 bis 60.000 Tierarten verschwinden jährlich von unserem Planeten. In den letzten 30 Jahren sind in Deutschland über 75 % der Fluginsekten verschwunden, und das in Schutzgebieten! Wir sind bereits mitten im sechsten großen Artensterben – und wir Menschen sind die Ursache. Diese Zahlen schockierten die Zuhörer. Monokulturen, Einsatz von Pestiziden, immer kleinere Lebensräume für Wildtiere und der Klimawandel führen dazu, dass hoch spezialisierte Tierarten keine ausreichenden Lebensräume mehr finden und aussterben. „Ausgstorb’n is“ resümiert Prof. Schrödl, „erst verschwinden Biomasse und genetische Vielfalt, dann Populationen, dann Arten“. „Wir nähern uns mit großer Geschwindigkeit dem 'Point of no Return'“. Sollte das Artensterben diesen Punkt erreichen, wird eine Kettenreaktion ausgelöst, die unser Ökosystem und damit unsere Lebensgrundlage zerstört.

Der Klimawandel beschleunigt diese Entwicklung zusätzlich. Durch steigende globale Temperaturen werden ganze Vegetationszonen vernichtet. Dies ist umso dramatischer, da diese Pflanzen früher CO2 gebunden haben. Die Vernichtung von Wäldern und das Auftauen der Permafrostböden setzt zusätzlich pflanzengebundenes CO2 in die Atmosphäre frei.

Doch damit nicht genug. Das derzeit bestehende politische und wirtschaftliche System unterstützt klimapolitische Fehlentwicklungen. Deutschland subventioniert mit 50 Milliarden Euro pro Jahr Produktionsprozesse in der Landwirtschaft, im Handel und in der Industrie, die die Umwelt belasten und zum Artensterben beitragen.

Doch es gibt auch Hoffnung, wenn wir sofort radikal umsteuern. Wir sollten schleunigst eine Billion Bäume pflanzen und pflegen, am besten in den Tropen, wo man sie früher abgeholzt hat. Und wir müssen mit der Entwaldung aufhören und Wälder schützen.

Landwirtschaft und unsere Ernährung müssen sich massiv ändern. Unser hoher Fleischverbrauch wird dazu führen, dass neue große Sojaplantagen durch Rodung von Urwäldern entstehen. Völliger Verzicht muss ja nicht sein - Prof. Schrödl empfiehlt, sich an den früheren „Sonntagsbraten“ zu erinnern. Nur einmal Fleisch pro Woche würde schon viel helfen.  Im ökologischen Landbau gibt es keinen synthetischen Pestizideinsatz und keinen chemischen Dünger, der einen Riesenenergiefaktor darstellt. Kunstdünger herzustellen verbraucht sehr viel Energie und produziert sehr viel CO2. Intensiver konventioneller Anbau von Energiepflanzen geht meist auf Kosten der Umwelt und Artenvielfalt.

Und wir müssen weg vom kurzfristigen Profit, der ja eigentlich gar keiner ist: Natur- und Umweltschäden gehören genauso eingepreist in die landwirtschaftliche Produktion. Dann sind ökologisch erzeugte Produkte wettbewerbsfähig mit konventionellen Produkten. Die bisherige Subventionspolitik muss sich neu an ökologischen Kriterien ausrichten.

Je mehr Menschen davon überzeugt sind, dass wir jetzt handeln müssen, umso eher kann diese Bewusstseinsänderung zu einem positiven „Kipp-Punkt“ führen, schließt Prof. Schrödl hoffnungsvoll seinen Vortrag.

 

Im Anschluss des Vortrages fand eine rege Diskussion zu den Thesen von Prof. Schrödl statt. Besonders gefreut hat uns, dass auch Jugendliche sich aktiv an der Diskussion beteiligt haben.

Die Vortragsreihe "Zukunft Grassau" der Unabhängigen Grassauer Liste wird in 2020 mit weiteren ökologischen und kommunalpolitischen Themen fortgesetzt.

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